FDP QV Grossbasel Ost – Themenabend „ZUKUNFT BASEL“ mit Impulsreferat von Thomas Kessler

Am 22. Januar 2018 hat der Quartierverein FDP Grossbasel-Ost zu ZUKUNFT BASEL eingeladen. Wir durften über 60 Parteimitglieder und Gäste im Restaurant Bundesbahnhof begrüssen. Die Veranstaltung mit einem Impulsreferat vom ehemaligen Stadtentwickler Thomas Kessler stiess auf ein breites Interesse.

von David Friedmann, Präsident Quartierverein FDP Grossbasel-Ost

In einem ersten spannenden Referat erläuterte Matthias Vögtlin seine Eindrücke als Neuzuzüger in Basel. Der Medienpsycholge ist im Gellert in Basel aufgewachsen, zog dann nach der Matur nach Bern und ist seit zwei Jahren mit seiner Familie in der  Basler Schorenstadt wohnhaft. Er verglich dabei Basel mit Bern und Zürich.

Primär begrüsste er die Urbanität in Basel wie auch die vielen Angebote für Familien und Kinder. Dagegen stellte er fest, dass der gesetzliche Anspruch auf Tagesstrukturen für Kinder im Praxisfall nicht funktioniert.

Als grosse Schwächen bezeichnete er die komplizierte und überorganisierten Verwaltung unserer Stadt. Um sich und seine Familie anzumelden brauchte es mehrere Behördenkontakte, mehrfaches Anstehen am Schalter etc. Obwohl die Daten bereits im Familienbuch stehen, müssen diese nochmals in einem Formular eingetragen werden. In Basel brauchen Behördengänge deutlich mehr Zeit als in Bern. Dies sei zwar nicht matchentscheidend, aber trotzdem für den Gesamteindruck nicht hilfreich. Weiter nannte er die langen Wartezeiten auf Trams und Busse und die fehlende S-Bahn im Quartier. Wenn man von der Schorenstadt zum Euroairport will, ist die schnellste Verbindung via Bahnhof SBB. Das dauert dann fast eine Stunde. Zum Schluss stellte er fest, dass die Verhinderungspolitik der konservativen Kräfte von links und rechts und in die mangelnde regionale Zusammenarbeit den Standort Basel massiv belaste. Ebenfalls wurden die für eine Mittelstandsfamilie hohen Steuern und Krankenkassenprämien im Vergleich zu anderen Städten erwähnt. Die global ausgerichtete Wirtschaft investiert erfreulich, doch Verwaltung und Politik wirken zu selbstzufrieden. 

Es war eindrücklich, im O-Ton von einem Schweizer Zuzügler bzw. Rückkehrer in die Heimatstadt diese Ausführungen zu hören. Die FDP nimmt die Erlebnisse Einzelner sehr ernst, sie zeigen präzis die zu behandelnden Themen auf und ergänzen bildlich die Befragungen und statistischen Auswertungen. 

Nach diesem einleitenden Referat erwarteten alle gespannt das Impulsreferat von Thomas Kessler. Der ehemalige Stadtentwickler und Netzwerker erfüllte die Erwartungen der Teilnehmer. In einem spannenden Referat streifte er alle Themen unserer Stadt. Eine Gesamtschau - vom geschichtlichen Hintergrund, über die  fortschrittliche und umsetzungsstarke  „freisinnige Phase“ ab 1875 (mit Volkssouveränität und Bildung für alle) bis hin zu den aktuellen Herausforderungen mit Blick auf die Industrie 4.0 und den zunehmenden globalen Wettbewerb.

Er warnte in Anbetracht der hohen Steuerbeiträge der Life Sciences vor Selbstzufriedenheit und zeigte er auf, dass wir von den Taten unserer weitsichtigen Vorgänger leben. Er plädierte dafür, die Zukunft aus der Sicht einer jungen, ausgebildeten Mutter anzugehen. Studien zeigen, dass meistens die Frau nicht nur den Wohnortentscheid trifft und somit die ideale Zielperson unserer Überlegungen für die Zukunft ist. Nachhaltige Planung denkt in Generationen, deshalb sind gerade die Themen einer jungen Familie wichtig: Wohnungsangebot, Wohnumfeldgestaltung, Sauberkeit der Spielplätze und Wiesen, (Verkehrs-) Sicherheit auf dem Weg zu Kindergarten und Schule, Bildungsperspektiven, Kinderbetreuungseinrichtungen, Arbeitsangebote, Krankenkassenprämien etc., so wie auf der Übersicht dargestellt. 

Dabei sind die familiären Anliegen direkt gekoppelt mit den strategischen Fragen für den Stadtkanton. Ohne gute Startbedingungen für alle Kinder und erstklassige Bildung gibt es kaum Chancen in der Industrie 4.0. Big Pharma wird mit Big Data zusammenfliessen, die Bedeutung Ostasiens nimmt ökonomisch und politisch stark zu. Die Region Basel muss in Bundesbern mit soliden Projekten und magistraler Präsenz überzeugen, nicht mit kompensierendem Aktivismus.

Diese Themen über die Zukunft werden innerhalb der Liberalen Denkfabrik der FDP Basel-Stadt weiter verfolgt und für die Zukunft konkretisiert. Thomas Kessler wird die Liberale Denkfabrik auch bereichern und und bei der Umsetzung mit seinem tiefen Wissen unterstützen.

Interessiert die Zukunft von Basel weiter mitzugestalten? Melden Sie sich bei uns und wir informieren Sie gerne zur liberalen Denkfabrik:  info@fdp-bs.ch.

Im Anschluss an die beiden Referate diskutierten die Anwesenden intensiv über Basel heute und in Zukunft. Mehrfach wurde von der Politik gefordert, dass aus den vielen Befragungen mehr Handlung entwickelt werden soll. Weshalb hinkt Basel in der Modernisierung der Verwaltung und im Verkehr hinten nach?

Während andere Städte dem Bund für die Zukunft ausgereifte Infrastrukturprojekte mit Milliardeninvestitionen vorlegen, übt die Region Basel seit Jahrzehnten mit x Varianten zum Herzstück und der Flughafenbahn. Es fehlt aber an der Umsetzung, wir verharren in der Komfortzone und vergessen dabei: Wir haben mit Life Science ein grosses Klumpenrisiko, denn diese Branche spült allein 700 Mio unserer Steuereinnahmen rein. Was tun, wenn dem einmal nicht mehr so ist - oder, dass es für unsere Kinder so bleibt? 

Als grosser Schwerpunkt wurde die gesamte Familienbetreuung und vor allem die Bildung immer wieder genannt. Je vielfältiger die Gesellschaft wird und je höher die Ansprüche der Arbeitswelt, je besser muss die Förderung schon in der Vorschule beginnen und die Chancengerechtigkeit - in bester Tradition zum Freisinn von 1875 - für alle hergestellt werden. In der Bildung sind wieder Generalisten gefragt, wir sind in der Bildung heute zu früh nur detailliert und spezifisch. Auch nach Ende der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmer bis tief in die Nacht am Stammtisch der gemütlichen Beiz weiterhin zu Zukunftsthemen. Das Thema beschäftigt nicht nur die Parteimitglieder, sondern auch die vielen Bürgerinnen und Bürger, die aus Liebe zu Basel an diesen Anlass gekommen sind und sich eingebracht haben. 

In verschiedenen Arbeitsgruppen der Liberalen Denkfabrik werden die Themen ab sofort vertieft. Spätestens im Hebst 2018 sollen die Resultate publiziert und öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Also nichts wie los: Machen wir uns fit für ZUKUNFT BASEL

Referat Matthias Vögtli

Referat Thomas Kessler