«Gellert Talk»: Thomas Kessler über seine Jugend, die Grünen und den FCB

Wenn Daniel Brunner-Ryhiner seine Gäste zum «Gellert Talk» empfängt, wird es persönlich. Nationalratskandidat Thomas Kessler entlockte er Einblicke in Privates und Berufliches. Und erhielt Antworten, weshalb der ehemalige grüne Zürcher Kantonsrat Kessler heute für den Basler Freisinn politisiert.

Von David Friedmann, Organisator Gellert Talk

Geboren am Murtensee, später Umzug nach Adliswil ZH und mit 9 Jahren ins zürcherische Weisslingen, wo er die obligatorischen Schulen bis in die achte Klasse besuchte, mit 14 (!) Jahren Auszug aus dem Elternhaus und Beginn der Bauernlehre in der Romandie, danach auf dem 2. Bildungsweg ein Studium in Agronomie in Bern und Zürich und Tropischer Agronomie in Basel: Thomas Kesslers (59) Werdegang ist kein gewöhnlicher und zog die Zuhörer im gut gefüllten Cheminee-Keller des Restaurants Aeschenplatz sogleich in den Bann. Der «Gellert Talk» ist ein noch junges Format des FDP QV Grossbasel-Ost; das Gespräch führte Daniel Brunner-Ryhiner, ein angenehmer und eloquenter Gastgeber.

Nach Herkunft, Ausbildungszeit, erste Selbstständigkeit als Unternehmer und Troubleshooter in internationaler Kooperation, Projektentwicklung und Landwirtschaft liess Kessler seine Stationen auf Schlüsselpositionen in der Basler Stadtverwaltung Revue passieren. Nach Basel geholt hatte ihn der frühere LDP-Justizdirektor Peter Facklam. Zuvor sass Kessler ab 1987 vier Jahre für die Grüne Partei im Zürcher Kantonsrat, damals politisiert durch die Tschernobyl-Katastrophe. Etlichen Grünen war der fachkundige und redegewandte Agronom zu liberal und zu wirtschaftsfreundlich. Kessler sagte am «Gellert Talk»: «Meine Positionen sind eigentlich immer dieselben geblieben; Umweltschutz funktioniert nur in Kohärenz, muss sozial- und wirtschaftsverträglich sein.» Mit Eintritt in den Basler Staatsdienst wurde Kessler ab 1991 parteilos. 2017 wurde er von der Basler FDP angefragt, ob er bei den Wahlen 2019 kandidieren möchte. Nach einem Jahr Mitarbeit am Parteiprogramm und der einstimmigen Unterstützung im August 2018 zu diesem fortschrittlichen Programm trat er dem Freisinn offiziell bei.

Gefragt, wann er das letzte Mal einen FCB-Match besucht habe, nannte Thomas Kessler ein Spiel kürzlich gegen den FCZ, dem er zusammen mit dem neuen Baselbieter Integrationschef Andreas Räss beiwohnte. «Ich glaube nicht, dass ich ein zweites Mal eingeladen werde», erinnerte sich Kessler lachend. «Aus den Reaktionen auf der Tribüne schliesse ich, dass ich zuweilen im falschen Moment in die Hände geklatscht habe.» Nach über 30 Jahren Wohnsitz in Basel werden ihm selbst hartgesottene FCB-Fans den Fauxpas nicht lange übel nehmen.

Videoausschnitte vom «Gellert Talk»: www.thomas-kessler.ch