Riehen führt Angebote für Kinder mit besonderen Bedürfnissen an der Schnittstelle von Kindergarten und Primarschule ein.

Riehen reagiert auf die Diskussion, Einführungsklassen wieder einzuführen und lanciert die Projekte „Zusatzjahr für Entwicklungsverzögerungen“ und „Mehr Personalressourcen im ersten Semester der ersten Klasse für Verhaltensauffälligkeiten“.

von Silvia Schweizer, Gemeinderätin FDP Riehen

Vor der Harmonisierung der Schulen gab es sogenannte Einführungsklassen (EK), in denen den Kindern der Lernstoff der 1. Klasse Primarschule während zwei Jahren vermittelt wurde. Anschliessend traten sie in das 2. Jahr der Regelklasse ein. Im Zuge der Harmonisierung und des Beitritts zum Sonderpädagogik-Konkordat wurde das Angebot der Einführungsklassen im Kanton Basel-Stadt aufgehoben und von einem neuen Förderkonzept abgelöst.

Forderung nach Wiedereinführung der EK

Aus verschiedenen Kreisen wird seither die Wiedereinführung von EK oder ähnlichen Angeboten an der Schnittstelle Kindergarten-Primarschule gefordert. Auf kantonaler Ebene wird aktuell die Umsetzung der Motion Kerstin Wenk und Konsorten betreffend die Beibehaltung von Einführungsklassen und Fremdsprachenklassen auf der Primarstufe, welche vom Grossen Rat an den Regierungsrat überwiesen wurde, vom Erziehungsdepartement geprüft.

In Riehen hat sich 2016 bei der Vorbereitung des aktuellen Leistungsauftrags für den Bereich Bildung und Familie gezeigt, dass auch hier bei verschiedenen Gruppen der Wunsch besteht, wieder ein Angebot im Sinn und Geist der ehemaligen EK einzuführen. Aufgrund des kantonalen Schulgesetzes ist es aber aktuell in Riehen nicht einfach möglich, eine EK nach herkömmlichem Muster anzubieten, es müssen also andere Wege beschritten werden. 

Suche nach alternative Lösungen

So hat man in Riehen nach alternative Lösungen für Kinder welche aufgrund ihres Alters oder Entwicklungsverzögerungen noch nicht schulreif sind gesucht.

Zunächst wurden alle Lehrpersonen aus Kindergarten und Primarschule nach den besonderen Herausforderungen und Problemen an der genannten Schnittstelle befragt. Die Umfrage hat deutlich gezeigt, dass der Handlungsbedarf in gewissen Problemfeldern gross ist. Schwierigkeiten an der Schnittstelle zwischen Kindergarten und Primarschule haben allerdings nicht nur die noch nicht schulreifen Kinder, sondern in ähnlicher Zahl auch verhaltensauffällige Kinder, oft treten die beiden Schwierigkeiten auch kombiniert auf.

Schwierigkeiten bei ‚Entwicklungsverzögerungen‘ und ‚Verhaltensauffälligkeiten‘ erkannt

Aufgrund der Befragung haben sich die Verantwortlichen in Riehen für die Einführung von zwei Projekten, eine im Bereich der „Reifeproblematik“ und eine im Bereich der „Verhaltensauffälligkeiten“ entschieden.

1. Projekt „Zusatzjahr für Entwicklungsverzögerungen“

Die Verlängerung des Kindergartenbesuchs um ein Jahr war in Ausnahmefällen bereits bisher möglich, neu soll ab dem Schuljahr 2018 ein optimiertes drittes Jahr angeboten werden, welches speziell auf die Bedürfnisse der entwicklungsverzögerten Kinder zugeschnitten ist. Wenn Kinder trotzdem mit Entwicklungsverzögerungen eingeschult werden, sollen sie in der ersten Klasse angemessen gefördert werden können.

2. Projekt „Mehr Personalressourcen im ersten Semester der ersten Klasse für Verhaltensauffälligkeiten“

Im ersten Semester der ersten Klasse soll es durch verstärkten Einsatz von Lehrpersonen besser möglich werden, die Schuleinstiegsphase für alle Kinder erfolgreich zu gestalten. Dazu gehören das Einführen und Festigen von Regeln und das Verhaltenstraining mit einzelnen Schülerinnen und Schülern. Hier sind nicht unbedingt mehr Lehrkräfte und Therapeuten die Lösung, sondern eine stärkere Personal-Ressourcierung von Leuten, die schon in der Klasse arbeiten.

Vorgehensweise

Die Einführung dieser beiden Projekte erlaubt es, schon im kommenden Schuljahr über Angebote zu verfügen, die Kinder und Lehrpersonen unterstützen können. Dabei gilt es Kantonale Entwicklungen weiter zu beobachten und bei der Überprüfung der gemeindlichen Massnahmen einzubeziehen. Insbesondere nach der Beantwortung der grossrätlichen Motion zur Beibehaltung der Einführungsklassen ist eine Überprüfung der Riehener Massnahmen zwingend vorzusehen. Der Einbezug einer Arbeitsgruppe mit Lehr – und Fachpersonen und Vertretern der Leitung Gemeindeschulen ist dem konsequenten „bottom up“-Ansatz in der Schulentwicklung geschuldet. Mehrere Schulstandorte haben bereits Interesse angemeldet, an der Weiterentwicklung der Projekte mitzuarbeiten.