Studienabbrüche aus finanziellen Gründen in der Pandemie verhindern

Die Pandemie trifft ganz verschiedene Personengruppen auf vielen verschiedenen Ebenen. Bei Studierenden denkt man wahrscheinlich zuerst an Vorlesungen, die nur digital stattfinden können, fehlende Studierendenpartys oder Prüfungen unter besonderen Umständen. Alles mühsam, aber nicht so schlimm.

Aber der Shutdown trifft Studierende auch auf anderen, weit gravierenderen Ebenen. Beispielsweise bei Nebenjobs, die plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen, obwohl sie zur Finanzierung des Studiums notwendig wären.

Mittelfristiger Mangel an Fachkräften droht

Nebenjobs sind aber nicht nur zur Studienfinanzierung und wegen der beruflichen Erfahrung, die gesammelt werden kann, wichtig. Kommt es zu Studienabbrüchen, weil sich Studierende das Studium nicht mehr leisten können, kann dies dazu führen, dass uns mittelfristig Fachkräfte fehlen werden. Dem müssen wir entgegentreten.

Die Bürgergemeinde hat erfreulicherweise im letzten Sommer mit einer besonderen Aktion reagiert. Dass sie knapp 400 Werkstudierende mit einem einmaligen Betrag von 600 Franken unterstützt hat ist grosszügig und war sehr wichtig.

Inzwischen sind wir drei Viertel Jahre später. Die Situation ist für einige weiterhin prekär. Durchbeissen wird immer schwieriger. In einer Interpellation habe ich daher gefragt, wie sich die Zahlen in Basel-Stadt entwickelt haben und ob der Kanton Massnahmen vorgesehen hat, um pandemiebedingten Studienabbrüchen entgegenzuwirken.

Entgegen den Erwartungen: Leichter Rückgang an Gesuchen

Die Antwort des Regierungsrates ergab, dass entgegen den Erwartungen bei den eingegangenen Stipendiengesuchen ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Auch die Nachfrage nach Darlehen sei nach wie vor sehr gering. Anzeichen für Studienabbrüche würden sich nicht signifikant häufen.

Im Gegensatz zu anderen Kantonen setzt Basel-Stadt für Stipendien eine eigene Erwerbstätigkeit nicht zwingend voraus. Deshalb behalten Studierende auch bei einem Wegfall des Nebenjobs ihre Stipendienberechtigung. Ein Härtefallfonds für baselstädtische Studierende wird deshalb als nicht notwendig erachtet.

Kanton stellt Überbrückungshilfen zur Verfügung

Sollte es doch zu finanziellen Engpässen kommen, stellt der Kanton subsidiäre Stipendien und kurzfristige Überbrückungshilfen für baselstädtische Studierende ohne Stipendienberechtigung sowie für ausserkantonale und ausländische Studierende zur Verfügung. Der Kanton hat sich im Frühjahr 2020 entsprechend vorbereitet und hierfür einen neuen Prozess etabliert.

Situation weiterhin aufmerksam beobachten

Man darf ohne Frage erfreut zur Kenntnis nehmen, dass die befürchteten Entwicklungen bei den Studienabbrüchen bisher ausgeblieben sind. Gut zu wissen ist auch, dass der Kanton auf einen allfälligen Anstieg von kurzfristigen Unterstützungsgesuchen vorbereitet wäre.

Offen bleibt, ob es noch zu einem Anstieg von Gesuchen kommen wird. Auch der Erziehungsdirektor traut der Situation offensichtlich noch nicht ganz und hat sich entsprechend vorbereitet.

Flexibel, wie viele Studierende sind, dürften sich einige Betroffene neu organisiert haben. Einige beziehen derzeit wie viele andere Kurzarbeit. Andere haben möglicherweise ihre Wohnsituation vorübergehend verändert und sind wieder zu ihren Eltern gezogen.

Auf jeden Fall müssen wir verhindern, dass Studierende nur aus finanzieller Not ihr Studium abbrechen müssen und uns deshalb in ein paar Jahren zusätzliche Fachkräfte fehlen. Es gilt daher, die Situation weiterhin aufmerksam zu beobachten und falls nötig die bestehenden Instrumente zu ergänzen.